Motorrad einmotten – aber richtig!

Damit das Motorrad die Winterpause gut übersteht, bedarf es eines kleinen Checkups. Der TOURENFAHRER erklärt, wie man die Maschine richtig einwintert – und zwar so, dass sie auch für spontane Spritztouren an winterlichen Sonnentagen startklar bleibt. |

Als Väterchen Frost den Ton angab, überwinterten die Motorräder eingeölt in der Garage. Heute ist die Technik eine andere und das Klima hat sich auch geändert: Der Winter hält zahlreiche Sonnentage bereit. Wir empfehlen die Variante: »Einmotten light«.

Früher wurde zur Winterpause die empfindliche Mechanik aufwendig präpariert. Vergaser geleert, Tanks abgebaut und mit Öl ausgeschwenkt; der goldene Saft floss an Unterbrecherkontakte, Zylinder und Auspuff. Komplett eingenebelt, gestaltete sich die Wiederbelebung im Frühjahr entsprechend kompliziert. Heute ist vieles anders. Metalloberflächen sind in der Regel per Beschichtung geschützt, die Motorsteuerung erfolgt elektronisch. Viele Einmott-Legenden sind somit überholt. Dank widerstandsfähiger und wartungsarmer Technik kommen Motorräder auch ohne Teilzerlegung und Ölnebelschwaden problemlos über den Winter. Dieser praktische Umstand vereinfacht die Stilllegung, aber auch die Wiederbelebung des Winterschläfers. Einem spontanen Wintertrip steht somit (außer einem Saisonkennzeichen) nichts im Weg. Trotz moderner Technik sind ein paar Handgriffe für die Winter-Stilllegung unerlässlich.

1. Frostschutz

Gefrorenes Wasser droht Küh­ler und Wasseradern im Motor zu sprengen. Zugabe von Frostschutzmittel schützt nicht nur vor Korrosion, es unterbindet die Bildung von Eiskristallen im Kühl­kreislauf. Der Gefrierschutz sollte bis 25 Minusgrade gewähr­leistet sein. Gemessen wird mit einer Mess-Spindel, die der freund­liche Tankwart gerne ausleiht.

2. Batterie

Motorradbatterien sind nachtragend. Frost mag der Stromspeicher ebenso wenig wie geringe Spannung. Am besten entnimmt man den Akku während der Standzeit und lagert ihn kühl, aber frostsicher im Keller. Bei der Entnahme aus dem Fahrzeug Zündung ausgeschalten, sonst drohen Schäden an Steuergeräten. Anschließend entfernt man die Klemme vom Minuspol; so sind Kurzschlüsse durch ungewollte Berührungen zwischen Werkzeug und Fahrzeugteilen ausgeschlossen. Die permanente Versorgung mit Erhaltungsladung wirkt der Selbstentladung und damit irreparablen Schäden durch Tiefentladung entgegen. Märchen wie Batterie-Jogging und wundersame Ladezyklen sind Schnee von gestern. Der Akku fühlt sich pudelwohl, wenn er stets voll geladen ist. Die Ladekurve des Frischhalte-Gerätes muss jedoch unbedingt zum jeweiligen Batterietyp passen. Anders als bei wartungsfreien Batterietypen muss der Flüssigkeitsstand konventioneller Akkus von Zeit zu Zeit mit destilliertem Wasser ausgeglichen werden.

3. Reifen

Bodenfrost mögen die Gummis nicht. Das Mindeste sind deshalb Holzbretter zwischen Boden und Reifen sowie eine Erhöhung des Reifendrucks um 0,5 bar. Letzteres verhindert Standschäden. Weil Montageständer nicht nur im Winter praktisch sind, empfehlen wir die Anschaffung von Front- und Heckhebern. Bei Motorrädern mit Hauptständer kann man sich den Heckheber sparen, die Alternative zum Frontheber sind Holzklötze unter dem Motorblock.

4. Lagerung

Sauberkeit ist in der kalten Jahreszeit wichtig. Drecknester ziehen Feuchtigkeit an, der beste Freund der Korrosion. Für einen gesegneten Winterschlaf sollte das Motorrad gründlich gereinigt, konserviert und an einem trockenen Plätzchen abgestellt werden. Die letzte Fahrt führt also immer zur Zapfsäule und zum Waschplatz; dies gilt besonders nach Zwischensprints auf gesalzenen Straßen. An der Tankstelle sollte der Tank stets randvoll befüllt werden – Kondenswasser frisst gerne Löcher in unbeschichtete Spritfässer. Zusätzlichen Korrosionsschutz bieten wasserbindende Kraftstoffzusätze, die gleichzeitig das Kraftstoffsystem pflegen. Bei älteren Maschinen sollten während der Pausen stets die Vergaser-Schwimmerkammern geleert werden, denn altes Benzin verliert seine zündfähigen Bestandteile und Vergaser-Verstopfung droht.

Zu guter Letzt sollte man der Antriebskette eine schützende Fettschicht gönnen. Ist das gute Stück vollgetankt, sauber und geschmiert, darf es seinen Winterschlaf antreten. Ein Bettlaken schützt vor Staub und verhindert die Bildung von Kondenswasser.

5. Nach der Pflicht die Kür

Motoröl- und Filterwechsel: Genau genommen sollte man aggressive Bestandteile im Motoröl vor der Winterpause durch einen Ölwechsel entfernen. Das erledigt man am besten direkt nach dem Besuch der Tankstelle. Zum einen, weil der Motor dann betriebswarm ist, zum anderen weil der Motor nach der letzten Fahrt nicht mehr in Betrieb genommen wird. Wird die Winterpause häufig für spontane Ausritte unterbrochen, genügen die vorgeschriebenen Inspektionsintervalle für den Wechsel des Öls.

Korrosionsschutz: Ein Poliergang und die Versiegelung mit Wachs schützt lackierte Flächen optimal vor Korrosion. Oberflächen wie Edelstahl, Chrom und Alu freuen sich ebenfalls über zusätzliche Pflege. Ein Rundgang mit der Sprühöl-Dose (z.B. WD40) kann nicht schaden. Die Universal-Öle konservieren Steckverbindungen am Kabelbaum, Zündschlösser, sämtliche beweglichen Teile sowie korrosionsgefährdete Stellen am Rahmen.

Text: Bernd Winkler Foto: Ch. Güldenring
Quelle: Tourenfahrer.de

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